Marcel Mann, der Synchronsprecher unter den deutschen Comedians, war anders als andere Kinder.

Als Marcel am 31. Januar 1987 in der schwäbischen Provinz geboren wurde, waren seine Eltern nicht zu Hause. Aufgrund der Anstellung seines Vaters bei einer Krankenversicherung war die Geburt im Krankenhaus für die Familie erschwinglich. Seine Mutter veranstaltete während seiner frühen Kindheit so manche Plastikdosen-Party im Hobbykeller des Einfamilienhauses, weswegen gefühlt sämtliche Landfrauen der Region anreisten. Mit fünf Jahren hatte er seinen Durchbruch als Joseph im Krippenspiel, was für Jahre der Höhepunkt seiner Karriere bleiben sollte. Später trat er aufgrund künstlerischer Differenzen mit der Führungsspitze aus der katholischen Kirche aus. Schon während seiner Schulzeit nahm er Schauspiel- und Gesangsunterricht, denn er war sich früh im Klaren, dass er auf der Bühne stehen wollte. Unter anderem wurde er von einem russischen Clown unterrichtet, dessen Anweisungen er meist nicht verstand.

Nach der erfolgreich überlebten Schulzeit ging er zum Radio, wo er lernte, mit seiner Stimme Illusionen zu erschaffen. Außerdem erkannte er, dass er es wohl nicht über den Status des Praktikanten hinausschaffen würde. Über Stationen in Bochum, wo er mit zwanzig anderen jungen Leuten kommunenartig lebte und Theater spielte, in Köln, wo er beim Fernsehen arbeitete, und in München, wo er aufhörte, fürs Fernsehen zu arbeiten, landete er schließlich 2008 in Berlin. Die Stadt, die er liebte und in der er auch sterben wollte – wann, war nicht bekannt. Dort begann er hauptberuflich als Synchronsprecher zu arbeiten. Mittlerweile war er in ca. 400 Produktionen zu hören. Leider starb er meistens tragisch bei der Arbeit hinter dem Mikrofon. Davon und von weiteren Kuriositäten aus seinem Leben auf der Tonspur erzählte Marcel rasant und stimmgewaltig auf Deutschlands Comedy-Bühnen – sozusagen als „The Voice of Comedy“.

Nach ersten Auftritten als Stand-up-Comedian bei diversen Wettbewerben gewann er 2015 das Jahresfinale der Talentschmiede des Quatsch Comedy Clubs und die FritzNacht der Talente im ausverkauften Admiralspalast in Berlin.

Es folgten Auftritte bei NightWash, Nuhr ab 18, Die Comedy Show auf Pro7, Vereinsheim Schwabing im BR, dem NDR Comedy Contest und sein erstes Soloprogramm „Weil ich ein Männchen bin“, mit dem er so manche deutschsprachige Trauerfeier zum Schmunzeln brachte.

2017 spielte er an der Seite von Chris Tall in der vom rbb produzierten Sitcom Gutes Wedding, schlechtes Wedding den Comic-Nerd Max. Selbst hatte er keinerlei Expertise in Comics – er hatte den Zuschauern alles nur vorgespielt. Er war regelmäßiger Gast in diversen Formaten bei Comedy Central, wo er ab 2022 auch sein eigenes Format „Don’t Skip“moderierte. Für das ZDF-Format „Queens of Comedy“ mimte er den Moderator des volkstümlichen Frühlingsfests der Volksmusik, bis er schließlich ein Jahr später für die Amazon-Freevee-Serie „Jokah und Tutty“ zu seiner Leidenschaft, dem Gangster-Rap, zurückkehrte und als LIL’ M mit feministischen Texten überzeugte.

Parallel las Marcel ab 2021 sechs Hörbücher ein.

2023 gewann er als grantiger Weihnachtself für die Kampagne des Hamburger Flughafens den Deutschen Preis für Onlinekommunikation.

2025 plante er, mit seinem neuen Soloprogramm „Die ungeschälte Wahrheit“ auf Tour zu gehen.

Er erwog regelmäßig, in Rente zu gehen.

Marcel Mann starb am 21. Januar 2025.

Auszeichnungen

Foto: © Fritz/rbb, S. Wieland
2023
Deutscher Preis für Onlinekommunikation – Film und Video
2018
Bremer Comedy Publikumspreis
Prix Pantheon (nominiert)
Stuttgarter Besen (nominiert)
2015
Prix Pantheon (nominiert)
Stuttgarter Besen (nominiert)
Fritznacht der Talente
Trierer Comedyslam
Talentschmiede Quatsch Comedy Club
Düsseldorfer Comedyslam, Regular
2014
Düsseldorfer Comedyslam, Newcomer